“Das E-Rezept kommt” war in der Apothekenwelt der Werbeslogan der letzten Jahre. Nach mehreren Testphasen – seit 2022 bundesweit – kommt das E-Rezept ab 2024 nun wirklich flächendeckend und verpflichtend. FĂĽr gesetzlich Versicherte soll es dann fĂĽr die meisten apotheken- und verschreibungspflichtigen Arzneimittel das gewohnte Papierrezept ablösen.
Wie funktioniert das E-Rezept?
Wenn deine Ă„rztin dir ein Medikament verschreibt, gibt sie dies in ihre Praxissoftware ein. Bisher wurden die eingegebenen Daten dann auf ein rosa Formular gedruckt und von ihr unterschrieben, damit das Rezept gĂĽltig ist. Beim E-Rezept werden die Daten ĂĽber das Medikament, was dir verschrieben wird, nicht ausgedruckt, sondern vom Praxiscomputer direkt an einen sicheren zentralen Speicher gesendet. Die Ă„rztin unterschreibt die Verordnung digital mit ihrem Heilberufsausweis.
Du bekommst dann von der Ärztin technisch gesehen gar kein “Rezept” mehr, denn das E-Rezept ist der Datensatz, der verschlüsselt auf dem Speicher liegt. Du bekommst den passenden “Schlüssel”, den du in deiner Apotheke vorlegen kannst. Mit diesem Rezeptcode können PTAs, Apothekerinnen und Apotheker diese die Daten vom E-Rezept-Speicher abrufen.
Mit der Einführung des E-Rezepts ist es ebenfalls möglich, ein Folgerezept zu bekommen, ohne das Patienten und Patientinnen erneut die Praxis aufsuchen müssen.
Wie bekomme ich ein E-Rezept vom Arzt?
Im Moment gibt es vier Möglichkeiten. Der durchweg digitale Weg ist die offizielle E-Rezept-App der gematik (Das ist der Anbieter, der die Netzwerkstrukturen für das E-Rezept und weitere Anwendungen im Gesundheitswesen bereitstellt).
Da nicht alle Patientinnen und Patienten ein Smartphone haben oder ihre Gesundheitsdaten darauf speichern möchten, wird als Alternative dazu das Ausdrucken der Rezept-SchlĂĽssel (auch “Token” genannt) in Form eines Data-Matrix-Codes angeboten – ähnlich wie damals das ausgedruckte “digitale” Impfzertifikat. Telemedizinische Anbieter bieten auch eigene Apps an. Diese können im Gegensatz zur offiziellen E-Rezept-App aber selbst keine Daten auslesen, sondern zeigen nur das Bild des Codes an. Somit funktionieren sie im Prinzip genauso wie die Papierausdrucke. Seit Juli 2023 ist es auĂźerdem möglich, E-Rezepte ĂĽber die elektronische Gesundheitskarte (eGK) in der Apotheke einzulösen.
E-Rezept-App
Um diese Variante vollumfänglich nutzen zu können, brauchst du eine NFC-fähige elektronische Gesundheitskarte, ein NFC-fähiges Smartphone sowie eine PIN für deine eGK. Diese erhältst du auf Anfrage in der Regel persönlich von deiner Krankenkasse. Falls du bereits die elektronische Patientenakte (ePA) deiner Krankenkasse als App nutzt, kannst du dich eventuell auch über diese für die E-Rezept-App authentifizieren, da du dich für die ePA bereits persönlich ausgewiesen hast.
Zur Anmeldung in der App gibst du deine Anmeldedaten und die Zugangsnummer (das sind die sechs Ziffern auf der eGK unter den Deutschlandfarben) ein, dann musst du die PIN der Gesundheitskarte eingeben.
Nach Rezept-Ausstellung in der Praxis werden Daten direkt in deine App ĂĽbertragen.
Wenn du dich mit der PIN authentifiziert hast, kannst du mit der App ebenfalls die Daten direkt vom E-Rezept-Speicher abrufen, auf den sonst nur Ă„rzte und Apotheken im Rahmen der sicheren Telematikinfrastruktur Zugriff haben. Du kannst alle Informationen deiner Verordnung direkt in der App einsehen, nach Apotheken suchen, dort die VerfĂĽgbarkeit deiner Arzneimittel abfragen und das E-Rezept per App direkt zuweisen, um die Medikamente verbindlich dort zu bestellen. So kann die Apotheke das Rezept direkt beliefern, ohne dass der „rosa Zettel“ benötigt wird.Â
Ohne PIN kannst du die App als „Light-Version“ nutzen: Du kannst damit dann zum Beispiel einen ausgedruckten Code abfotografieren und versenden, hast aber selbst keinen Zugriff auf die verschlüsselten Daten.
Papierausdruck und Drittanbieter-Apps
Alternativ gibt es die Option, sich den Code auch ausdrucken zu lassen. Bevor im Juli 2023 die Möglichkeit eingeführt wurde, E-Rezepte über die eGK ausstellen und einlösen zu können, war der Papierausdruck bis dahin die verbreitetste Variante.
Dabei erstellen deine Ärztinnen und Ärzte das Rezept genauso wie oben beschrieben. Die Verschreibung wird auf dem Gematik-Server gespeichert, aber du erhältst den Schlüssel, um es von dort abrufen zu können, nicht in einer App, sondern auf einem Blatt Papier.
Auf einem Ausdruck kann der Arzt bis zu drei Arzneimittel aufdrucken, aber jedes gilt fĂĽr sich als einzelnes Rezept. Wenn eins der drei Sachen in deiner Apotheke zum Beispiel gerade nicht lieferbar ist, könntest du diese separat in einer anderen einlösen. Neben den aufgedruckten Codes kann der Arzt ebenfalls aufschreiben, was er dir verordnet hat und dir zum Beispiel eine Dosierung mit dazu notieren. So hast du selbst Einsicht in dein Rezept. Der Papierausdruck selbst ist kein wichtiges Dokument. Es kommt lediglich auf die Codes an. Du kannst also nicht nur direkt den Ausdruck in der Apotheke vorlegen, sondern diesen zum Beispiel auch via anderer Apps als Foto an deine Apotheke senden, deine Medikamente dort vorbestellen oder per Botendienst nach Hause liefern lassen.Â
Sind alle Rezepte des Ausdrucks eingelöst, sind die Codes entwertet und können nicht erneut verwendet werden. Das Papier kannst du hinterher also entsorgen.Â
Elektronische Gesundheitskarte
Seit dem 1. Juli 2023 besteht die dritte Option: Das Einlösen mit der elektronischen Gesundheitskarte.
Deine Ă„rztin verordnet dir ein Arzneimittel, die Daten dazu werden auf dem Gematik-Server gespeichert, und der SchlĂĽssel dazu wird direkt auf deine Chipkarte ĂĽbertragen. Du legst die elektronische Gesundheitskarte in der Apotheke vor, wo diese mit dem Kartenlesegerät eingelesen wird. So kann die Apotheke die Daten direkt abrufen und dein Rezept sofort bearbeiten. Du brauchst dafĂĽr keine PIN, musst dich in keiner App anmelden und hast keinen Papierkram. Allerdings hast du per Gesundheitskarte selbst keinen Einblick in deine Verordnung und kannst diese auch nicht versenden, um die Medikamente in deiner Apotheke vorzubestellen.Â
Wie lange ist ein E-Rezept gĂĽltig?
Für E-Rezepte gelten die gleichen Spielregeln wie für das klassische rosa Rezept: Ein normales Arzneimittelrezept ist 28 Tage gültig. Erhältst du ein Entlassrezept aus dem Krankenhaus, ist dies nur für die kurzzeitige Überbrückung vorgesehen und nur drei Tage gültig.
Das elektronische Rezept ist aber erst dann gültig, wenn es von Ärztin oder Arzt elektronisch qualifiziert signiert wurde. In einigen Arztpraxen werden jedoch nicht immer alle Rezepte sofort, sondern zu bestimmten Zeitpunkten gebündelt signiert. Das bedeutet, dass du dein Rezept möglicherweise nicht sofort nach dem Arztbesuch einlösen kannst, da es ohne Signatur noch ungültig und technisch nicht abrufbar ist. Achte also darauf, was deine Ärztin oder dein Arzt dir eventuell sagt, um unnötige Wege zu vermeiden.
Gibt es jetzt gar keine rosa Rezepte mehr?
Doch – allerdings sollen diese – zumindest bei Arzneimittelverordnungen – die Ausnahme bleiben. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn es technisch gerade nicht möglich ist, ein E-Rezept zu erstellen, zum Beispiel im Hausbesuch. AuĂźerdem gibt es viele Produkte, die aktuell ebenfalls noch nicht per E-Rezept verordnet werden können. Dazu zählen zum Beispiel bestimmte dokumentationspflichtige Arzneimittel wie Betäubungsmittel, und auch alle Verbandstoffe, Hilfsmittel und Medizinprodukte.
Für apotheken- und verschreibungspflichtige Arzneimittel ist das E-Rezept ab dem 1.1.2024 verpflichtend. Für Apotheken besteht bereits seit 2022 die Vorschrift, die technischen Voraussetzungen für E-Rezepte gewährleisten zu müssen. Jede Apotheke in Deutschland ist also bereits jetzt in der Lage, deine E-Rezepte zu bearbeiten.
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